Jedes Jahr wieder das gleiche wundervolle Spiel – man reist zur Deutschen Meisterschaft, richtet sein Lager ein, segelt um die Wette, trifft viele Freunde und Bekannte, verbringt herrliche Abende und feiert am Ende ausgelassen eine großartige Meisterschaft. Auf dem Wasser geht es manchmal hart zur Sache, wobei das eine oder andere Team auch das Messer zwischen den Zähnen hat und um jeden Meter kämpft. Das gehört einfach zum Sport dazu und ist auch wichtig. Was uns Piraten von vielen anderen Bootsklassen oder Sportarten unterscheidet, ist, dass man nach den Rennen, insbesondere an Land, das Geschehene hinter sich lassen kann und mit seinen Kontrahenten gemeinsam isst, trinkt und feiert. Die vielen tollen Eigenschaften unserer Klasse, kombiniert mit einem hervorragenden Veranstalter, der Baltischen Segler-Vereinigung vom Steinhuder Meer, haben sicherlich maßgeblich dazu beigetragen, dass wir unglaubliche 63 Boote am Start hatten. Martin und ich segeln nun unsere 8. Piratensaison, und ein solches Teilnehmerfeld haben wir bisher noch nie bei einer Deutschen Meisterschaft erlebt. Gefühlt war jeder da, der mit der Piratenklasse verbunden ist, ein Teilnehmerfeld gespickt mit unglaublich vielen Teams, die vorne mitsegeln können. Eine Qualität an Teilnehmern, von der andere Bootsklassen nur träumen können. Sich in einem solchen Feld zu behaupten, ist immens schwierig, egal welches Ziel man sich vorher gesetzt hat. Unser Ziel war es, wie jedes Jahr, die Top 6 zu erreichen, und wir wussten, dass es dieses Jahr besonders schwer werden würde. Abgesehen von den vielen guten Teams kam für uns noch erschwerend hinzu, dass Martin die Tage direkt vor der Meisterschaft mit 40 Grad Fieber im Bett lag und auch während der Meisterschaft noch nicht richtig fit war. Umso glücklicher waren wir, dass es am Ende wieder zum 3. Platz gereicht hat.

Bevor die Meisterschaft startete, fand am Dienstagabend noch die jährliche KV-Mitgliederversammlung statt, die erste unter der Leitung unseres neuen Präsidenten Daniel. Auch wenn wir von einer Regenfront „überrascht“ wurden, ging die Versammlung sehr zügig über die Bühne. Ich wünsche mir, dass es wieder einen Diskurs in unserer KV gibt und nicht einfach alles abgenickt wird, was wir als Vorstand berichten und entscheiden. Es gibt sicherlich den ein oder anderen Punkt unserer Vorstandsarbeit, den man hinterfragen sollte, und wir als Vorstand sind gerne bereit, diesen zu erläutern.

Am ersten Wettfahrttag konnte unser Wettfahrtleiter Axel Busch drei Rennen bei 12-18 Knoten aus West durchführen. Es zeigte sich schnell: Wenn man den Start und/oder die Nachstartphase verpatzte, dann hatte man wirklich die Ars..karte gezogen und es wurde extrem schwer, sich wieder nach vorne zu arbeiten. Mal ging es über rechts, mal über links, mal durch die Mitte, und auch der ein oder andere Dreher war natürlich dabei, sodass es durchaus möglich war, Plätze zu gewinnen und natürlich auch zu verlieren. Der alte Spruch „Vorne segeln ist einfach“ passte bei dieser Deutschen Meisterschaft ziemlich gut. Wenn man es nämlich geschafft hatte, vorne mit dabei zu sein, war alles relativ entspannt und locker, und am Ende war es auch ziemlich egal, ob man 1., 2., 3., 4., 5. oder 6. im Ziel wurde. Durch die vielen Teilnehmer sollte sich am Ende die Konstanz über alle 7 gesegelten Wettfahrten auszahlen. Bestes Beispiel waren dafür Ines und Harpo, die es in 5 von 7 Wettfahrten schafften, in den Top 3 über die Ziellinie zu fahren. Auch Svenja und Butze sowie Martin und ich konnten eine gewisse Konstanz zeigen und haben am Ende einen 12. bzw. 13. Platz gestrichen. Dadurch, dass es so viel gewürfelt hat, erzielten viele Teams richtig starke Einzelplatzierungen. Björn und Marc zum Beispiel mit ihrem starken Schlussprint von 2 Siegen in den letzten beiden Rennen, oder Stefan und Nils mit ebenfalls zwei Siegen in den ersten beiden Rennen, oder auch Finn und Timon, die 3-mal in die Top 6 segelten und mit ein bisschen mehr Konstanz in den nächsten Jahren noch deutlich weiter vorne im Endergebnis landen werden – weiter so! Leider gab es auch den ein oder anderen Frühstart, aber jeder gute Segler hat mal Frühstarts und lieber Frühstarts fahren als immer in der zweiten Reihe zu starten.

Am zweiten Segeltag ging quasi nichts. Hochdruckwetterlage und somit erst zum Abend ein leichtes Lüftchen, wodurch unser Wettfahrtleiter uns am frühen Abend alle raus schickte, um es zu versuchen. Als wir den Hafen als Erste verließen, waren es tatsächlich segelbare Bedingungen. Als wir am Startschiff ankamen, wurde allerdings der „Windschalter“ ausgeschaltet und wir durften alle wieder in den Hafen paddeln. Hier ein Lob an den Wettfahrtleiter; es war richtig, es zu versuchen, denn zu oft wird zu früh für den Tag abgebrochen. Am Ende ist man zwar immer schlauer, aber Sprüche wie „…das war doch klar, dass das nichts wird“, sollten einen auch in Zukunft nicht daran hindern, Rennen zu segeln, wenn es segelbar ist bzw. es zu versuchen.

Am dritten Segeltag waren dann glücklicherweise wieder gute Bedingungen angesagt und wir konnten 4 Rennen bei 8-14 Knoten aus Süd-West über die Bühne bringen. Bis auf ein Rennen hat sich dieser Tag für uns wirklich bescheiden angefühlt. Am Start waren wir oft viel zu konservativ, was die Startlinienseite betraf, auch weil wir uns mit Luvstarts schwer tun und somit fanden wir uns an der Luvtonne immer um Platz 25 wieder und mussten uns dann durchs Feld arbeiten, was auf den Halbwindern kaum möglich war, da wir alle mehr oder weniger gleich schnell sind. Die Kreuz- und Vorwinder waren auch manchmal sehr kurz, wodurch man nicht viel Zeit hatte, Plätze gutzumachen.

Da am letzten Segeltag wieder keine segelbaren Bedingungen vorherrschten, war die Meisterschaft im Nachgang bereits am dritten Segeltag entschieden und mit Ines und Harpo haben wir zwei verdiente neue Deutsche Meister – Herzlichen Glückwunsch!! Glückwunsch natürlich auch an Svenja und Butze zu einem sehr starken zweiten Platz! Die Meisterfeier wurde dann durch die Jugend übernommen und der Abend wurde lang, feucht und fröhlich. Das DDR-Gurkenglas ging mehrere Runden rum, und die neue Tradition, das Gurkenglas mit Rum, Cola, Eis und Limetten, statt mit Sekt zu befüllen, hat, glauben wir, bei allen Zuspruch gefunden.

Vielen lieben Dank an den BSV, an alle Mitglieder und Helfer, die mitgeholfen haben, eine tolle Meisterschaft zu organisieren. Jeden Tag gab es Snacks und Freigetränke, wenn man vom Wasser kam, es gab leckeres Essen vom Wirt, und am Ende waren alle wunschlos glücklich.

Auf ein Neues bei der nächsten IDM vor einer Traumkulisse in Schwerin!

Liebe Grüße Andreas & Martin GER 13