Der Pirat

Das sind wir:

Musikalisch wird der Pirat seit vielen Jahren olympisch besungen. Im Zeichen der Ringe sind Gleitjollen und Skiffs das Maß der Dinge, teilweise mit Trapez, in extremer Leichtbauweise. Die Anforderungen an die Segler, gerade auch an die Nachwuchssportler, sind in den olympischen Bootsklassen entsprechend hoch. Talentscouting, Unterteilung in Kaderklassen, Wassertraining, Wettkampfpraxis und Theorie möglichst ganzjährig, begleitet durch intensive Fitnessprogramme. Neben Schule, Ausbildung und Studium ist dies ein äußerst umfangreiches Programm.

Unser Fokus liegt, leistungsorientiert, im Breitensportsegeln. Die Rahmenbedingungen sind bei Weitem nicht so eng gesteckt, auf dieser Ebene gehören wir zu den führenden Klassenvereinigungen. Der Pirat wird in der Segelschein – und Regattaausbildung in vielen Vereinen eingesetzt. Neben großen Anstrengungen, die in den Vereinen für die Regattasegler ehrenamtlich geleistet werden, finden in einigen Landesverbänden (z. B. NRW, Schleswig-Holstein, Berlin, Hamburg und Niedersachsen) zusätzliche Trainingslehrgänge statt. Die Trainer sind oft selbst erfolgreiche Piratencracks. Jugendliche, Junioren und Erwachsene teilen sich die Bootsklasse. Im Jahr werden 50 Ranglistenregatten angeboten, unterteilt in  Jugend- und “All Together“-Wettfahrten. Natürlich gibt es auch jedes Jahr Deutsche Meisterschaften & Jugendmeisterschaften, und jährlich im Wechsel Europameisterschaften für Junioren (bis 25 Jahre) und alle gemeinsam. Vor Saisonbeginn können sich Jugendcrews mittels Bewerbung für das jeweils neue KV-Jugendboot empfehlen. Mitmachen, auch in Form von Erlebnisberichten, ist auf unserer Homepage und in der Jahres-Piratenzeitung möglich. Wir gestalten uns selbst. Mit ihrem Know-How ist die Klasse wettkampforientiert und bietet der Jugend eher den fein dosierten Einstieg ins Regattasegeln. “Wir machen das freiwillig in unserer Freizeit“ (Butze Bredt, Piratenexperte). Nach konventionellen Bauplänen im Jahr 1938 gefertigt, ist die manchmal belächelte Knickspantkonstruktion ältestes aktives Jugendboot im DSV, darauf sind wir ein wenig stolz. Es zeigt doch, dass die Jugendarbeit Anerkennung findet. Das “Urgestein“ der Jollenklassen bringt deutlich mehr Gewicht auf die Waage, wirkt im Vergleich zunächst ein wenig “dickköpfig“, mit VA-Schwert unterm Kiel und Hackebeil im Masttop sind wir allerdings schwer “bewaffnet“.

Bei mehr Wind ist auf dem Piraten Hängen in bewährter Form angesagt, es gibt also mal was für die Bauchmuskeln. Hilfreich sind die seit längerer Zeit bereits integrierten Horizontal-/Vertikalsysteme verstellbarer Ausreitgurte. Hoher Am-Wind-Kurs, ruhige Gleitphasen aufgrund des Knickspants, anspruchsvoll in der Technik, Fingerspitzengefühl, saubere Taktik und “Kopfsache“ sind Attribute bei den Piraten.

Da es sich beim Piraten um eine nationale Einheitsklasse handelt, ist gewährleistet, daß in den Regatten nahezu identische Boote aufeinander treffen und in erster Linie das seglerische Können entscheidet. Die Trimmöglichkeiten sind vielfältig, eine saubere Taktik ist wichtiger als reines Geschwindigkeitssegeln. Entspannung zwischen den Rennen, sich ins Schiff flegeln, die Pausen zum Snack nutzen, kurz mal abschalten. Auf gemeinsamen Veranstaltungen geben die Älteren gerne Tipps&Tricks und beantworten Fragen. Das Vermitteln von Seemannschaft gehört ebenfalls dazu. Die Jugendlichen wachsen in eine intakte Seglergemeinschaft aller Altersstufen hinein, lernen den Umgang mit materiellen und ideellen Werten, auch mit Fairplay. Trotz hoher Leistungsdichte ist der Klassenzusammenhalt unübersehbar groß, auch finden viele gemischte Mannschaften Gefallen am Piratsegeln, letztendlich sind wir eine große „Piratenfamilie“.

Nachweislich sind Piratensegler später in der Bundesliga oder auf anderen Schiffen erfolgreich an Bord. Trotz ehrgeiziger hoher sportlicher Aktivitäten besitzt der Pirat auch Ambitionen mit Tourencharakter. Ja, bei uns geht eben beides, anders gesagt, mit einem Tourenschiff lässt sich auch eine Regatta bestreiten. Die Crew kann sich Kondition und Fitness selbst zurechtlegen, ohne speziell ausgeklügelte wochenlange Fitnessprogramme. Wenn es mal nicht passt, bleibt der Dampfer einfach gewisse Zeit in der Halle stehen, man muss nicht befürchten bei der nächsten Regatta vollkommen neben der Spur zu sein. Pirat segeln bedeutet mit Aufwind und mit natürlichem Ehrgeiz entspannt durch die Saison, die sich tatsächlich dann mit 3 Saison-Highlights in die Winterpause verabschiedet.

Nachhaltigkeit zeichnet die Klasse aus. 20-25 Jahre alte Boote, einigermaßen in Schuss, sind auf den Regatten nach wie vor konkurrenzfähig. Die Wahrnehmung in der Segelszene sind seine äußerste Robustheit, hochgradige(!!!) Wertbeständigkeit zeichnet diese Schiffe aus. Immer schon ein Markenzeichen der Bauwerften. Mit über 6000 Einheiten ist der Pirat national weit verbreitet. Regattapiraten erfüllen eine der Hauptforderungen des DSV, die auf eine Regattafähigkeit bei vernünftiger Behandlung auf mehr als 5 Jahre abstellt, ein Weichsegeln des Rumpfes gibt es praktisch nicht.

Im Vergleich zu allen anderen Klassen, insbesondere zur High-Tech-Szene ist die Bordtechnik (das laufende Gut) ebenfalls auf höchstem Stand, also auf gleichem Niveau, ferner sind u. a. zum Schwertkasten umgelenkte Fockfallstrecker (Taljensystem) gerade für Nachwuchscrews eine erhebliche Vereinfachung zum Durchsetzen der Fock. Die Schwertkentersicherung verhindert das Reinrutschen und unterstützt das Wiederaufrichten des Bootes. Die Klassenvorschriften wurden nach umfangreichen Tests diesbezüglich geändert. Auch das Auf-und Abslippen wird mit dem Kombi-Trailersystem deutlich vereinfacht.

Regelmäßig ist unser Messestand auf den Bootsausstellungen vertreten, ein beliebter Treffpunkt mit Kontaktmöglichkeiten für den interessierten Nachwuchs.

Die Deutsche KV, gegründet 1973, ist ein Mitglied der IPA (International Pirat Association). Weitere Mitglieder sind größtenteils aus Mitteleuropa (Österreich, Schweiz, Ungarn, Tschechien, Polen, Türkei), aber auch aus Übersee (Chile). Austragungen von Europameisterschaften, Vorschläge zu den Bauvorschriften und Jugendaustausch sind hier einige der Themen. An internationalen Meisterschaften mangelt es daher auch nicht.

Informiert euch einfach beim Vorstand, den Landesobleuten oder wo grad Piratensegler “rumgeistern“.

Mit freundlichen Grüßen und einfachem Hackebeil
Eure Piratenklassenvereinigung