Eigentlich sollte das Wochenende für uns wie üblich am Freitag beginnen. Der Plan war, das Boot am Freitag nach Blankenese zu bringen und dort aufzubauen. Im Laufe der Woche stellte sich jedoch heraus, dass der starke Westwind zu erhöhtem Hochwasser führte, sodass wir etwas umplanen mussten und das Boot erst am Samstagmorgen an die Elbe bringen konnten.

Der erste Start war für 12:30 Uhr angesetzt, wir machten uns daher um kurz vor 9 auf den „weiten“ Weg von Wedel zum MSC (wie letztes Jahr standen die Piraten nicht auf dem BSC-Gelände, sondern etwa 600 Meter weiter die Elbe rauf beim MSC). Dort angekommen, bauten wir das Boot auf – etwas schneller als am Vorabend geplant, so blieb für das anschließende Anziehen unserer vielen Schichten mehr Zeit. Gegen kurz nach 11 standen wir als zweites Schiff an der Slipanlage, wo man uns nicht glauben wollte, dass wir in der Lage sind, uns die drei Ziffern unserer Trailernummer zu merken. Widerwillig ließ man uns ohne Edding-Beschriftung auf der Hand zum Wasser hinunter. Unser Plan: „Express-Slippen“. Heißt, mit Schwung ins Wasser und rechtzeitig aufspringen. Mias Mutter stand bereit, um den Wagen an einer Leine wieder aus dem Wasser zu holen. Die Landcrew vom BSC hatte offenbar jedoch andere Pläne und machte im entscheidenden Moment eine Notbremsung. Mia kam an ihr vorbei gar nicht erst ins Boot, Timon machte fast einen Abgang ins Wasser.

Auf der Elbe angekommen, stellten wir fest, dass genug Wind vorhanden war, sodass wir ohne Probleme auf die andere Elbseite ins Mühlenberger Loch segeln konnten. Während wir einen kleinen Bogen fuhren, um sicherzugehen, dass wir nicht auf der Sandbank auflaufen, begann die Wettfahrtleitung, den Kurs auszulegen. Beide Luvtonnen (es sollte Outerloop gesegelt werden) sowie das Leegate waren schnell ausfindig gemacht. Nach kurzem Suchen fanden wir dann auch das Startschiff, dass kleiner war, als wir es vermutet hätten. Beim Ankündigungssignal begann dann die nächste Suche: diesmal nach dem Pin-End. Wir entdeckten es deutlich dichter, als man es bei 50 Piraten erwarten würde.

Unser erster Start verlief sehr chaotisch, da wir beide mit unseren eigentlichen Segelpartnern bestimmte Begrifflichkeiten unterschiedlich definiert haben bzw. manches bei dem einen (oder dem anderen) Team ohne Kommunikation abläuft. Hier merkt man erst, wie wichtig eine funktionierende Kommunikation an Bord eigentlich ist, wir mussten uns erstmal auf eine gemeinsame Basis einigen. Im Laufe des Rennens konnten wir uns noch ein bisschen nach vorne arbeiten. Wie sich später herausstellen sollte, weiter als auf dem Wasser angenommen.

Nach einem deutlich besseren zweiten Start sind wir aus dem Feld rausgewendet, auf der Suche nach freiem Wind, und sind überraschenderweise sehr weit vorne an der Luvtonne angekommen. In der zweiten Runde überraschte uns das Finn-Feld, welches plötzlich auch auf dem Weg zum Outerloop war, unsere Platzierung konnten wir aber bis ins Ziel halten.

Trotz der Hindernisse in Form anderer Piraten, die beim dritten Start im Wind standen, sind wir auch hier halbwegs gut losgekommen. Nach der Startkreuz ging es wieder zum Outerloop, welcher im Seitenfahrwasser lag, sodass uns die Fähre auf dem Downwinder einen kurzen Schrecken einjagen konnte, da wir sie erst recht spät entdeckt haben. Wir stellten jedoch schnell fest, dass wir bereits am Rande des Fahrwassers waren, andere berichteten später von deutlichen Einschränkungen. Beim letzten Anfahren der Gatetonne wurde es taktisch nochmal kurz anspruchsvoll, da man weder in Lee am 420er vorbei noch innen von diesem an der Tonne sein wollte, da der 420er noch eine Runde segeln musste und daher nach der Tonne an die Kreuz ging, während wir mit Spi auf dem Weg ins Ziel waren.

Wir hatten möglicherweise versäumt, die Segelanweisung zu lesen (und der Weg zur Steuerleutebesprechung war uns zu weit), weshalb uns nicht ganz klar war, ob es noch ein viertes Rennen geben sollte. Der Fakt, dass die anderen Boote nicht zum Glühweinschiff sondern Richtung Hafen fuhren, sowie der herannahende Sonnenuntergang sprachen jedoch dagegen. Beim Reinfahren ließen wir den Segeltag Revue passieren und freuten uns, dass den ganzen Tag über herrliches Wetter mit Sonnenschein war, was die Kälte erträglich machte.

Angekommen an der Slipanlage fragte man uns nach jener Nummer, die wir selbstverständlich noch wussten, der Fragende jedoch erst beim dritten Rufen verstand. Er ging los, kam jedoch leider nie wieder, wodurch wir den Slipverkehr aufhielten, bis Mia sich entschied, selbst auf Wagensuche zu gehen.

Zum Essen beim BSC können wir nichts berichten, da wir uns nach dem Abbauen und Ausziehen direkt auf den Weg nach Hause machten – wir hatten leider noch einiges zu tun. Spät abends wurden irgendwann zumindest die Klassen-/Gruppen-Ergebnisse veröffentlicht, auf denen wir uns überrascht auf dem dritten Platz wiederfanden.

Am Sonntag waren wir um 11 Uhr am MSC – der erste Start war für 13:30 Uhr angesetzt. Da es zu dem Zeitpunkt hagelte, entschieden wir uns, mit dem Anziehen zu beginnen. Es ging mittlerweile das Gerücht um, die Wettfahrtleitung wolle uns an Land warten lassen, wir bauten dennoch das Schiff auf und schoben es schonmal zur Slipanlage. Bereit zum Auslaufen kam dann gegen 12 Uhr tatsächlich das Signal AP. Durch die fehlende Sonne war es deutlich kälter als am Vortag, deshalb verbrachten wir die Wartezeit im geheizten Auto. Einige andere Crews bauten bereits Ihre Schiffe ab, ein, zwei Boote waren auch schon fertig verladen auf dem Weg den Berg hinauf. Die Wettfahrtleitung versuchte währenddessen wohl noch immer, die Ergebnisse korrekt auszuwerten – es fehlte noch immer die Gesamtwertung.

Als irgendwann die Zeit nicht mehr ausgereicht hätte, um noch vor der letzten Startmöglichkeit alle Boote zu slippen und ins Mühlo zu bekommen, begannen auch wir damit, das Boot wieder abzubauen. Geslippt haben wir trotzdem, wenn auch nur kurz – wir mussten fürs Winterlager noch auf einen anderen Trailer. Gegen 14:20 Uhr (15 Uhr war letzte Startmöglichkeit) kam dann auch von offizieller Seite das Abbruchsignal. Auch wir waren mittlerweile abfahrbereit und überlegten, noch vor der Siegerehrung das Schiff nach Wedel zu bringen und zu waschen. Doch per stiller Post drang zum MSC durch, dass die Siegerehrung für 15 Uhr geplant war, so machten wir uns also stattdessen direkt auf den Weg Richtung BSC.

Angekommen im warmen BSC-Ponton wagten wir einen Blick auf manage2sail und stellten fest, dass es neue Ergebnislisten gab – die Gesamtwertung sah auf den ersten Blick plausibel aus, doch auch in der Piraten-Wertung hatte sich was verändert: Wir waren (ohne zu segeln) auf den vierten Platz abgerutscht. Der Grund: Emma und Dascha hatten jetzt im ersten Lauf einen ersten Platz ersegelt, mit ganzen 8 Minuten Vorsprung zum zweiten (bei 25 Minuten Rennen) und sogar 4 Minuten schneller als der 14-Footer (YS 88). Da die Siegerehrung kurz darauf mit nur 20 Minuten Verspätung begann, musste die Analyse des Problems nach draußen verlagert werden. Es stellte sich heraus, dass hier offenbar ein Tippfehler vorliegt. Wenn die beiden 24 statt der angegebenen 14 Minuten gesegelt sind, würde das zu den Zielzeiten der mit ihnen durchs Ziel gegangenen Boote passen. Nach unserem Hinweis korrigierte man den Fehler und die Ergebnisse stimmten wieder mit denen vom Vortag überein. Es schien noch mehr Fehler gegeben zu haben, die Ergebnisse wurden im Laufe des Abends und auch am Montag noch einige Male korrigiert.

Trotz des Chaos hatten wir viel Spaß und es war ein schöner Saison-Abschluss.

GER 4506 – Phoenix
Mia Sophie Aldag & Timon Ostertun

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