Wie jedes Jahr wurde auf der Idjm der Piraten eine Jugendversammlung abgehalten. An sich nichts Neues für uns, wäre dieses Jahr nicht die Nachricht gekommen, dass die Piraten-KV einen Bootsplatz im Transporter für die Europameisterschaft für eine Jugendcrew sponsort. Bedingungen gab es nicht, die Crew, die sich als erstes melden würde, hätten die besten Chancen auf den Platz. Da ich (Robin) in diesem Jahr eh noch ein bisschen reisen wollte, passte mir diese Gelegenheit super und ich fragte direkt meinen Vorschoter, was er davon halten würde, mit unserem eigenen Clubpiraten an der Europameisterschaft in der Türkei teilzunehmen. Nach einem kurzen Blick in den Kalender wurde klar, dass das in dieser Konstellation nichts geben würde, da zu diesem Zeitpunkt für Klausuren gelernt werden müsse. An jenem Tag wehte nach etlichen Stunden Flaute abends noch eine leichte Brise und ich fragte meinen Freund Finn Soetebier, ob er nicht Lust habe eine Runde mit mir segeln zu gehen.
Wir verstanden uns super auf dem Wasser und so entstand die Idee zusammen die Europameisterschaft zu segeln. Zu unserem Glück waren wir abends immer noch die ersten, die diesen Platz gerne in Anspruch nehmen wollten.

Dann hieß es erstmal abwarten, denn Daniel Salewski, der eigentlich sein Boot per LKW in die Türkei transportieren wollte, hatte noch eine Woche Zeit diesen Platz in Anspruch zu nehmen, sonst würden wir ihn von der KV bekommen.
Als dann am Eröffnungsabend von der IDM feststand, dass wir den Platz bekommen würden, war die Vorfreude natürlich riesig!

Als nächstes mussten die notwenigen Dokumente für den Landtrasnport per LKW organisiert werden. Dabei ging es vor allem um das sogenannte A.T.A Carnet, welches quasi als Reisepass für das Boot gilt, damit an der türkischen Grenze keine Zölle anstehen und die Reise durch Durchfahrtsländer vereinfacht wird.
Da jede Industrie- und Handelskammer selbständig ist, musste jeder Bootseigener sich so ein Carnet ausstellen lassen, welche dann gesammelt an die Spedition übergeben wurden. Eigentlich kein Problem, wenn nicht von der Versicherung der IHK eine Bonitätsprüfung angefordert wird, die aber auf Grund eines fehlenden Einkommens nicht aussagekräftig ist und der Zeitdruck immer größer wird. Naja, dank eines netten Briefs von Daniel und Anne klappte es am Ende fast problemlos…
Und was lerne ich daraus???
Immer alles rechtzeitig…… Ne Spaß, bis zum nächsten Mal verdiene ich mein eigenes Geld. 😉

Als Vorbereitung zur Euro und damit das Boot schonmal in Richtung Neustrelitz kam, segelten Finn und ich die HH-Meisterschaft am 24./25. August mit. Eine Woche später wurden dann alle Boote zum Verladen zu unserem Organisator Daniel Reinsberg nach Neustrelitz gebracht. An dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön an Daniel für die ganze Organisation!
Gegen Dienstag, den 3. September rollte dann der LKW mit 9 deutschen Schiffen Richtung Türkei los und wurde am Mittwoch den 11. September von Butze und Svenja empfangen und entladen.
Bis zum Wochenende trudelten dann alle Segler aus den verschiedensten Ecken ein. Wir persönlich aus Hamburg und Aachen und auch die Teilnehmer, die sich für eine Fahrt mit dem eigenen PKW entschieden hatten.

Als ich in Istanbul aus dem Flugzeug ausstieg erwarteten mich neben Sonne und 26° auch noch eine spannende Taxifahrt nach Bayramoglu zum Hotel. Die ersten zwei Tage verbrachten wir mit dem Aufbau der Piraten, der Vermessung und natürlich auch der Entspannung am Pool.
Bereits am Samstag, den 14. September stand die Eröffnungszeremonie auf dem Programm, zu der sich das gesamte deutsche Team, inklusive unseres Maskottchens, in den schönen, blauen Poloshirts versammelte. Merle und mir wurde sogar die Ehre zugeteilt am Hafen die deutsche Nationalflagge hissen zu dürfen. Nach dem gemeinsamen Marsch zum Strand wurde von der Eurosaf Präsidentin die Meisterschaft eröffnet.
Am 16. September ging es dann für uns beim Practicerace das erste Mal auf das Marmarameer. Schon nach einigen Metern Entfernung zum Ufer raubte uns der beeindruckende Anblick der umherstehenden Häuser und Moscheen den Atem. Bei leichtem bis mäßigem Wind wurde ein Practicerace gesegelt, sodass alle Segler die Möglichkeit bekamen sich ans Revier gewöhnen zu können. Mit Sicherheit ein Highlight des Tages war der Moment, als die Muezzins der umliegenden Moscheen zum Gebet aufriefen.
Einen Tag später war es dann endlich so weit: Die ersten Rennen standen an und pünktlich schlief der Wind ein. So wurde bei türkischer Gastfreundschaft mit Cay und gefüllten Brötchen einfach nur gewartet oder gleich Tauziehen gespielt bis das Seil riss. Mittags setzte dann der Wind ein und es ging raus zur Bahn.
Bei anfangs noch schwachem Wind konnten mit zunehmend gar keinem Wind zwei Läufe „gesegelt” werden, die beide das Team um Frieder und Julius für sich entscheiden konnte und die damit einen guten Grundstein für ihren späteren Sieg legten. Unsere türkischen Freunde hatten uns im Vorfeld versichert, dass es keine Strömung gäbe und auch der Wind konstant sei. Können wir zwar so nicht bestätigen, wir hatten aber trotzdem einen tollen Tag, obwohl der eben drehige Wind uns ein paar Mal einen Strich durch die Rechnung machte.
Da bereits schon Tage vorher kein Wind für Dienstag angekündigt und die Laune bei einigen Seglern nach dem letzten Schweinerennen nicht optimal war, entschied die Wettfahrtleitung den Ruhetag bereits auf den nächsten Tag zu verlegen. Für alle die wollten gab es am Ruhetag gegen 50€ eine Istanbul Tour oder Aktivitäten am Strand. Wir entschieden uns für die Tour durch Istanbul bekamen die Möglichkeit die legendäre Hagia Sophia und die „Blaue Moschee“ zu besuchen. Auch die anderen Stationen wie der Grand Bazar oder alleine die Bosporus-Brücke der 18 Millionen Einwohner Stadt waren äußerst beeindruckend.

Am darauffolgenden Tag ging es ohne Verzögerungen aufs Wasser und schon nach kurzer Zeit setzte auch schon ordentlich der Wind ein. Wir fuhren bei tollem Wind 3 schöne Rennen die auch für uns sehr gut von statten gingen. Wir wurden immer vertrauter miteinander an Bord und kamen immer besser mit dem Revier klar. Wir segelten in der ersten Tageswettfahrt einen 12ten und in denn darauf folgenden 2 Wettfahrten zwei 5te Plätze. Finn musste an diesem Tag auch schon ordentlich spüren, dass das Wasser dann doch nicht das allerwärmste war, da es ihm auf der Kreuz quasi ununterbrochen den Nacken hinunter lief. Dort half ihm dann aber die warme Sonne. Wir ließen den Tag wie gewohnt am Pool und in netter Gemeinsamkeit mit dem jüngeren Teil der Truppe auf unserer Hotelterasse ausklingen.

Am dritten Segeltag erwartete uns nach Aussagen der türkischen Segler ein ungewöhnliches Wetterphänomen. Wir hatten am Morgen wie gewohnt keinen Wind welcher dann aber schlagartig mit einem dicken Unwetter aufkam. Der Wettfahrtleiter entschied sich uns erst einmal an Land zu behalten und dieses Unwetter abzuwarten. Dies war leider ganz zu Frieders Ärgernis. Er hätte wohl zu gerne mit Julius die Wellen und den starken Wind genossen. Als das Unwetter vorüber war plagte uns nach dem Auslaufen absolute Flaute. Dieses mal beließ es der Wettfahrtleiter jedoch bei einem Abbruch und segelte keine Schweinerennen mit uns. Am Abend gab es eine Beachparty, die unter anderem von Redbull gesponsert war. So gab es für uns kostenlos allerlei leckere Getränke mit jeglicher Sorte Redbull gemischt. Wir feierten ausgiebig und genossen das Zusammensein der Nationen. Der Höhepunkt des Abends war eine Bauchtänzerin, die sich auch hin und wieder einige der deutschen Segler aus dem Publikum zog. So kamen auch Butze und Finn nicht an ihr vorbei. Zum Ende des Abends wurden wir von einem netten türkischen Segler zum Hotel gefahren.

Am vierten und letzten Segeltag hieß es für uns noch einmal alles geben und unsere Platzierung halten oder ausbauen. Wir hatten den Tag über zunehmenden Wind von anfangs 4 auf später 5-6 Bft. Wir hatten alle ordentlich zu kämpfen und das kam uns beiden zu gute. Wir ersegelten in den Tagesrennen 1 und 2 einen 6ten und einen 7ten Platz, womit wir schon unwahrscheinlich zufrieden waren. Im letzten Rennen welches uns wahrscheinlich am besten in Zukunft in Gedanken bleiben wird, starteten wir auf Steuerbordbug und waren mit etwas Abstand zum drauf folgenden Feld als 4ter an der Luvtonne. Als wir gerade frisch auf dem ersten Downwinder waren erwischte uns von achtern eine kräftige Böe und fegte uns vier mit unwahrscheinlichem Speed die Downwindstrecke hinunter. Wir hatten dadurch einen guten Vorsprung erlangt zum restlichen Feld den wir bis ins Ziel halten konnten. Völlig happy fuhren wir in den Hafen und waren uns einig, dass dieses Erlebnis und das gemeinsame Segeln definitiv Wiederholungsbedarf hat.

Wir bauten die Boote wieder ab und zerlegten alles für den Transport. Wir verluden die ersten Schiffe in die Gestelle und gingen noch halbwegs frischgemacht zur Siegerehrung. Die Siegerehrung war nett organisiert. Zum Schluss standen die besten drei Teams auf dem Podest und wurden mit der Nationalhymne des jeweiligen Landes gefeiert. Da es sich um drei deutsche Teams handelte, hörten wir also nur unsere Hymne. Nachdem Frieder und Julius fertig mit Bildern türkischer Nachwuchssegler waren gab es kein Halt mehr und sie landeten dank Finn und Leon im kalten Wasser. Leider war damit von türkischer Seite die Meisterfeier fertig. Die deutschen Mannschaften trafen sich dann aber noch abends gemeinsam im Hotel und feierten dort unseren neuen Europameister. Nachdem am Sonntag alle restlichen Boote wieder verladen waren, checkten Julius und ich aus und fuhren gemeinsam mit einem Schweizer Team nach Istanbul. Dort blieben wir noch fünf weitere Tage und verlebten eine tolle und spannende Zeit. Alle sind heil und ganz in Deutschland angekommen und seit Mittwoch stehen auch die Boote wieder bei Daniel.

Wir hatten eine wahnsinnig schöne Zeit in der Türkei und möchten uns bei unseren türkischen Gastgebern, aber vor allem auch bei der Klassenvereinigung bedanken, die uns diese tolle Zeit überhaupt erst ermöglicht hat.

Vielen Dank! / Tesekkür!

Finn & Robin