Was war das für eine Bergkulisse! Alle Teilnehmer/innen der diesjährigen Euro in der Schweiz haben sich am Vierwaldstättersee in Brunnen wohl gefühlt. Dafür stand auch das Wetter, das pünktlich zur Eröffnungszeremonie am Montag besser wurde und uns später an vier Wettfahrttagen jeweils drei Läufe ermöglichte; nein – es war auch dieser besondere Spirit einer EM, mal mit Türken, Ungarn und Tschechien ins Gespräch zu kommen, andere Nationenzeichen im Segel zu sehen, mehr Zeit als sonst zu haben und den Moment zu genießen.
Beliebtes Ziel vor und nach den Wettfahrten waren der Klingstock und der Fronalpstock auf ca. 1930m, die man mit der steilsten Standseilbahn der Welt und dann noch reichlich zu Fuß „bezwingen“ konnte. Zusammen mit dem Panoramaweg kam man glatt auf 1000 Höhenmeter und 1000 Stufen – eine schöne Tagestour mit herrlichem Blick auf den See und 3000er Gipfel mit Schneeresten.
Wenig Platz an den Ufern des Sees sorgte dafür, dass gleich 20 der 45 Schiffe einen Wasserliegeplatz zugewiesen bekamen, der zunächst nur sehr mürrisch eingenommen wurde. Die anderen Landliegeplätze, eigentlich Parkplätze des Restaurants Beaufort, mußten für viel Geld angemietet werden, irgendwohin mußte ja das Startgeld  fließen. Leider gibt es in der Schweiz an den Ufern keine großen Clubgrundstücke generell.
Nach gut vorbereitetem Vermessungsparcour auf einem Werftgelände in der Nähe konnten die Zeltplätze eingenommen werden und es wurde so richtig gemütlich. Eine gute Idee war es, Fahrräder dabei zu haben, um die Anreise zum Segelclub zu verkürzen.
Das Proberennen fiel montags noch den Regenschauern und späterer Flaute zum Opfer. Doch dann begann die erste Steuermannsbesprechung auf Englisch: Es sollte auf dem Urner See gesegelt werden, wo sich bei gutem Wetter eine Thermik aufbauen würde, vom Club aus nicht unbedingt zu sehen. Die nicht unerheblich lange Anreise lohnte, denn trotz wolkenverhangener Gipfel baute sich eine segelbare Briese auf. Mit den GPS gesteuerten Bojen machte Anne als erste am Luvfaß ihre besondere Erfahrung, weil Tonne 1A plötzlich ihre Position änderte und ihr entgegenkam. Die Startlinientonnen waren Treibtonnen, die erstaunlich fest im Wasser lagen. Nach ersten Frühstarts legte sich die Aufregung und die rot/weiß gewürfelte Flagge wirkte an allen Tagen beruhigend. An den Tonnen merkte man schon, dass es sich um eine EM handelte, jeder kleine Fehler wurde sofort bestraft, Lücken Fehlanzeige, das Feld nach zwei UP-and-downs innerhalb weniger Minuten im Ziel. Auch wenn sich die Topleute letztlich schnell durchsetzten, gab es immer mal wieder eine Überraschung aus zweiter Reihe. Der Wind nahm über die Tage weiter zu, denn die Feuchtigkeit verschwand aus den Bergen. Die Thermik setzte gegen 12.00 Uhr ein und liess auch wieder früh nach.
Nach langem „Hafenrennen“, das manchmal auch im Schlepp endete, gingen die Segeltage dahin. Nicht selbstverständlich – 12 Wettfahrten in 4 Tagen. Treibende Kraft hier auch das Anlegebier oder die Zitronenbrause, die eine Stunde lang lief. Am Sonntag war übrigens für die letzten Abreisenden wieder ein Regentag.
Und gefeiert wurde natürlich auch, manchmal in kleineren Grüppchen auf dem Zeltplatz vor wechselnden Domizilen, wobei Svenjas Eiswürfelmaschine schon eine besondere Anziehungskraft hatte. Aber auch vom Club/der KV aus gab es mehrmals eine Verlosung mit hochwertigen Segeln von V&M und Gutscheinen. Ein offizielles Essen am Mittwoch nach Halbzeit der Wettfahrten und der Nationenabend mit Raclettekäse am Freitag, Preisverteilung mit Schnittchen am Samstagmittag gaben der EM einen gesellschaftlichen Rahmen, immer von den Fleischbrüdern (SUI 530) in excellentem Englisch durch den Abend geführt. Daniels Bierdeckelaktion als Nationenbeitrag brachte viel Lob ein und die 5000 Pappen nach vollendeter Aktion als Erinnerungsgabe schnell unters Volk. Wer Claas beim Pyramidenbau störte, konnte auch schon mal im Wasser landen! Das Beitragsniveau darf sich gerne wieder etwas erhöhen.
Es war herzlich, es war nett, es gab mit Frieder & Julius vor Svenja & Butze den gleichen Einlauf wie vor zwei Jahren in der Türkei und viele kleine Dinge am Rande. Mir bleibt z.B. in Erinnerung, wie toll Klaus die Tschechen an fortgeschrittenen Abenden versteht, wie wenig Ralph von der Coronaimpfung bei Sebastian mitbekommen hat, wie gelenkig Vivian ist oder wie fleissig Jens den Hängershuttle am Freitag betrieb. Jeder hat da wieder anderes gesehen und zu berichten. Es war schön mit Euch.
Jochen
P.S. Anmerkung der Redaktion: wir freuen uns über Jochens zusätzlichen Bericht über die Europameisterschaft, dem es eine Herzensangelegenheit war noch ein etwas anderen Blickwinkel auf diese tolle Veranstaltung zu geben, obwohl dies normalerweise die Aufgabe der Drittplatzierten ist und wir Andreas und Martins Bericht über die Euro bereits veröffentlicht haben. Wir hoffen, dass dies Anreiz für alle ist, ein paar Zeilen über die bisher „berichtlosen“ Regatten spätestens zum Redaktionsschluss des KV-Jahrbuchs zu schreiben.