Jeder Regatta-Segler kennt diese Abende, an denen man mit seinen langjährigen Segler-Freunden zusammensitzt und über vergangene Regatten schnackt. Oftmals beginnen die Sätze in etwa so: „Weißt du noch die IDM 2012 in …“ und dabei bleiben manche Regatten mehr in Erinnerung und werden öfter zitiert als andere. Die IDM 2023 vom 10.06.23 – 14.06.23 beim Segler-Club Oberspree (SCO) auf dem Wannsee wird dabei definitiv eine der Regatten sein, über die öfter gesprochen wird. Garantiert nicht nur für uns, sondern für alle 102 Teilnehmer auf den 51 Booten und auch für die unzähligen Helfern an Land und zu Wasser.
Die guten Erinnerungen haben sich schon bei der Anreise verfestigt. Von der Anmeldung bis zur Platzierung der Boote, Zelte, Wohnmobile und Co., war alles bestens vorbereitet. Man hatte das Gefühl, dass bereits in die Vorbereitung viel Herzblut und Aufwand gesteckt wurde. Die Vermessung der Segel und Boote verlief relativ ereignislos. Allerdings gab es dann doch ein paar ältere Boote, die im Laufe der Zeit auf wundersame Weise etwas zu viele Kilos verloren haben.
Am Montagabend fand die KV-Versammlung statt. Dabei wurde Anne gebührend und mit ein paar Tränen aus dem Amt als KV-Präsidentin verabschiedet.
Liebe Anne, hier noch ein paar direkte Worte an dich und ich denke ich spreche für alle Mitglieder: Vielen lieben Dank für deinen ehrenamtlichen Einsatz für die gesamte Familie der Piraten. Solch ein Ehrenamt ist eine private Investition von Zeit und Nerven, für die alle Nicht-Ehrenamtler (mich eingeschlossen) dankbar sein sollten. Gratulation und Glückwünsche an Daniel, welcher zum neuen Präsidenten gewählt wurde und das Amt nun übernimmt. Vielen Dank und Glückwünsche auch an alle anderen (wiedergewählten) aus dem Vorstand, die den Verein und damit auch den Piraten an sich am Laufen halten.
Nach der offiziellen Eröffnung im Beisein des Bürgermeisters von Spandau und offiziellen Vertretern des Deutschen und Berliner Seglerverbandes, begann der erste Wettkampftag mit 2 geplanten Wettfahrten. Dieser Tag hatte es bereits in sich und sorgte für viele Überraschungen. Beim Auslaufen herrschte noch relative Flaute bei gleichzeitig hohen Temperaturen. Die meisten Segler hatten daher nicht den Hauch eines Gedankens daran verschwendet so etwas wie Handschuhe, Ausreithose oder Ölzeug einzupacken. Wie sich rausstellte, war das ein Fehler, der uns zum Glück nicht passiert ist.
So ziemlich genau zum geplanten Startzeitpunkt frischte der Wind stark auf und aus der Flaute wurde schnell ein Wind mit Böen bis zu 26 Knoten. Es wurde für alle sehr nass und einige Schiffe sind auch gekentert. In bleibender Erinnerung bleibt dabei der Zieleinlauf von Luca und Lenny, die gekentert mit dem Schwert oben durch das Ziel trieben.
Auch an Land hatte dieser Tag noch ein paar Nachwehen: Björn und Harpo gehörten ebenfalls zu den Gekenterten des Tages und dabei ist das Handy von Harpo irgendwo im Zwischenboden verloren gegangen. Also haben wir uns alle als Schatzsucher versucht, das Boot auf den Kopf gedreht und so kräftig geschüttelt, bis das Handy aus den Tiefen auftauchte. Verdiente Tagessieger nach diesem Tag waren Frieder und Julius mit einem ersten und einem zweiten Platz.
Auch am Abend gab es noch ein Highlight: Die Versteigerung des „Schinderhannes“ (ein nicht mehr see-tüchtiger Pirat aus dem SCO). Er wurde in Einzelteilen angeboten und es kam zu einer regelrechten Bieterschlacht unter den Teilnehmern. Dies lag wahrscheinloch auch daran, dass das Geld in Form von Bierfässern wieder in die Veranstaltung reinvestiert wurde. Skurriler Weise faden sich einige Stunden später einige dieser Teile bei eBay Kleinanzeigen wieder – als hätten sie ein Eigenleben entwickelt.
Den zweiten Wettfahrtag am Dienstag hatten wir Zeit zum Wunden lecken. Laut den Messungen des Wettfahrt-Teams, welche quasi live über WhatsApp an die Teilnehmer kommuniziert wurden, hatten wir Wind von 0-14 Knoten aus 4 verschieden Richtungen. Dies sind zwar normale Bedingungen bei Berliner Regatten, aber eben nicht würdig für eine Meisterschaft der Piraten. Daher hat uns der Wettfahrtleiter zurecht an Land gelassen.
Für die Teilnehmer, die vom Montag noch nicht ausgepowert waren, fand sich aber mit Tischtennis eine gute Alternative und auch die Biergärten in Kladow waren einen Besuch wert. Es wurden aber auch Lehren aus dem Montag gezogen und zum Teil Ausrüstung per Express nach Kladow geordert, da wieder deutlich mehr Wind für Mittwoch und Donnerstag angesagt war.
Der Abend wurde am Grill verbracht und die Mecklenburger haben wieder zu ihrem Mecklenburger Abend geladen. Familie Helms war als Ehrengast geladen als Dankeschön an Anne für Ihr Engagement und Ihren Einsatz als KV-Präsidentin. Wie allgemein bekannt, vergeht die Zeit in Mecklenburg etwas langsamer. Nun ist aber die Globalisierung endlich bei uns angekommen und wir freuten uns sehr über Franz Rompeltien als neuen internationalen Mecklenburger beim Mecklenburger Abend zusammen mit seinem Vater.
An Tag 3 (Mittwoch) haben wir 4 Wettfahrten geschafft. Wir hatten sehr schöne Bedingungen mit 2-3 Windstärken und damit weniger als vorhergesagt. Nur zur letzten Wettfahrt und auf dem Weg in den Hafen hatten wir es mit 4-5 Windstärken zu tun. Für etwas Aufregung auf dem Wasser sorgte die Fähre zwischen Wannsee und Kladow. Während wir am ersten Tag einen gnädigen Kapitän auf der Fähre hatten, welcher die 2 Minuten Umweg gerne in Kauf genommen hatte, um uns nicht zu stören, hatte der Kapitän am zweiten Tag reges Interesse daran uns bei der Rundung des Gates zu stören. Das Wettfahrt-Team hat reagiert und das Gate verschoben. Allerdings wurde dies erst beim dritten Mal vom Kapitän der Fähre angenommen.
Donald und Roland zeigten ihre Klasse und führten das Feld nach dem zweiten Wettfahrttag (mit Wind) an.
Am Abend gab es lecker Currywurst und eine Tombola mit sehr vielen schönen Preisen für alle Teilnehmer. Das Highlight war dabei definitiv der Clown-Spi, welcher an Timon und Pumba ging. Es zeigte sich auch wieder, dass die Piraten mittlerweile heimlich an einem zweiten Schlachtruf arbeiten: „3…2…1…Tombola!“.
Am Donnerstag hatten wir wieder guten Wind mit 2-5 Windstärken. Ab und zu waren zwar einige Dreher dabei, aber die Wettfahrtleitung hat dabei immer gut reagiert und die Luv-Tonne auf der nächsten Kreuz entsprechend verlegt. Der Donnerstag brachte dabei aber einige Frühstarts unter Flagge U und so mancher Teilnehmer (wir), wünschte sich eine Startlinie mit etwas mehr Lee-Bevorteilung.
Dennoch lief es für uns sehr gut und am Ende des Tages führten weiterhin Donald und Roland das Feld an, gefolgt von den Theuerkauf-Brüdern auf Platz zwei und uns auf Platz drei. Am Abend ging es dann recht ruhig zu. Schließlich standen für Freitag der letzte Wettfahrttag und auch die Meisterschaftsfeier an.
Aus dem Wettfahrttag wurde dann allerdings nichts. Wind um 0 Windstärken machten weitere Wettfahrten unmöglich. Und somit stand das Ergebnis fest: Gratulation an Donald und Roland für einen wirklich souveränen Sieg mit nur 13 Punkten nach 10 Wettfahrten und damit 34 Punkten Vorsprung auf Stefan und Nils Theuerkauf auf Platz zwei, gefolgt von Andreas und mir auf Platz 3 mit 37 Punkten Rückstand.
Die Siegerehrung am Abend ging direkt über in die Meisterschaftsfeier. Und was war das für ein Abend: Mindestens sieben Runden Cuba Libre aus dem Gurkenglas, Tischtennis mit 30 Teilnehmern (bei nur 10 Schlägern), Hula-Hoop-Reifen auf der Tanzfläche und eine volle Tanzfläche machten den Abend unvergesslich und den Morgen danach für viele unerträglich. Kurzum ein gelungener und krönender Abschluss für die Meisterschaft 2023.
Insgesamt lässt sich nach dieser ereignisreichen Woche folgendes Festhalten: Das familiäre Miteinander von Jung und Alt in der Piraten-Klasse in Kombination mit einem ausgesprochen gastfreundlichen Verein, einer professionellen Wettfahrtleitung, anspruchsvollen Segeltagen, 80 kg Butter für das Frühstück, gekürt durch ein gelungenes Rahmenprogramm mit einer würdigen Meisterschaftsfeier werden uns noch lange in Erinnerung bleiben und wer hätte gedacht, dass man in Berlin im Sommer 10 Wettfahrten bei Wind segelt.
Vielen Dank an den SCO für die tolle Meisterschaft!
Liebe Grüße
Andreas & Martin
GER 13