trimm seite

Das Segel von oben mit zwei verschiedenen Einstellungen:

trimm bauch

Setzt man die Fock durch, verändert sich die Spannung im Rigg. Die Wanten bleiben an ihrer Position und das Rigg wird leicht gebogen. Das Vorstag setzt oberhalb der Salinge an. Spannt man das Vorstag, wird der Mast an dieser Stelle nach vorne gezogen. Die Wantenlänge bleibt gleich, deshalb ziehen die Wanten, um den Druck auszugleichen, das Masttop nach unten. Dadurch entsteht auch in den Salingen Spannung, die bewirkt, daß die Salinge den Mast am Salingansatz nach vorne schieben.

Faßt man alle Effekte zusammen, erfährt der Mast eine gleichmäßige Biegung, die den Mast verspannt hält. Damit wird auch das Großsegel flacher gezogen. Nimmt man jetzt das Großfall und hält es an die untere Meßmarke, so sieht man die Vorbiegung. In der Höhe der Salinge ist sie am eindeutigsten. Man erhält dort, wie schon vorher erwähnt, einen Wert, der ca. 3,5 cm betragen sollte.

Der Fockdraht wird durchgesetzt und damit wird erreicht, daß die Fock vorne nicht vertikal durchhängt. Somit kann man optimal hoch am Wind segeln.

Je aufrechter der Mast gefahren wird, desto weniger Bauch kann man aus dem Segel herausziehen, da einfach weniger Biegeweg vorhanden ist. Je aufrechter der Mast steht, desto weniger Spannung kann man aber im oberen Drittel der Fock erzeugen. Gerade hier muß man ein Zwischending finden, zwischen optimaler Fockstellung, zumeist ist ein einfallendes Achterliek eine direkte Folge eines zu gerade stehenden Mastes, und dem bei wenig Wind gerade absolut notwendigen tiefen Segelbauch. Gerade bei flach geschnittenen Focks muß man hier sehr feinfühlig arbeiten, eventuell auch einmal die Fock ein wenig fieren.

Mastkontroller (Klötzchen)

Der Mastkontroller im Piraten sind die Klötzchen vor dem Mast. Damit kontrolliere ich im unteren Drittel des Mastes die Biegekurve und damit auch den Bauch. Setzt man die Fock optimal durch, zieht man mehr Bauch aus dem Segel als z. B. bei wenig Wind erwünscht ist. Uum den Bauch künstlich wiederherzustellen, muß man den Mast im unteren Drittel wieder zurückschieben. Das geschieht mit Hilfe der Klötzchen.

Um einschätzen zu können wieviele Klötzchen sinnvoll sind und wann man sie einsetzen sollte, braucht man Erfahrung, die man durch viel ausprobieren gewinnt. Allgemein gilt: Je weniger Wind, desto mehr Klötzchen. Dabei sollte man sich überlegen, daß man auch sehr dünne Klötzchen vorrätig hat, die man zum Feintrimm verwenden kann.

Cunningham Großsegel

Die Cunningham hat zwei Funktionen:

  • Sie streckt das Vorliek und kontrolliert so den vertikalen Bauch (das Tuch entlang des Mastes).
  • Sie öffnet das Achterliek.

Dadurch dass man am Tuch zieht, wird das Tuch gestreckt, der Bauch im Segel wandert nach vorne. Es wird innerhalb des Tuches Spannung aufgebaut. Das bedeutet aber auch, dass die Tendenz des Tuches, sich am Achterliek nach innen zu rollen, entgegengewirkt wird. Das aufrecht stehende Flügel-Segel wird hinten flacher, und das Segel macht hinten auf. Im Seglerdeutsch wird dieses als „öffnen“ bezeichnet. Der Effekt sollte nicht über- aber auch nicht unterschätzt werden.

Unterliek Großsegel

Der Unterliekstrecker streckt, wie schon der Name verröt, das Unterliek. Das ist bei viel Wind sehr wichtig, da damit der vertikale Bauch kontrolliert wird. Oft übersehen wird aber auch die positive Wirkung eines angezogenen Unterlieks bei ganz wenig Wind:

  • Es können sich weniger Falten im Segel bilden, damit bildet sich eine optimale Strömung aus.
  • Die Tendenz des Achterlieks sich einzurollen, und damit wieder als Bremse zu wirken, wird ein wenig verringert, da man das Tuch streckt.

Das Unterliek wird etwa parallel zur Cunningham bedient. Den besseren Blick für die Feineinstellung bei wenig Wind hat zumeist der Vorschoter. Seine Beurteilungen sollten unbedingt mit einfließen.

Baumniederholer

Der Baumniederholer kann im Piraten bei falscher Bedienung wie eine angezogene Handbremse wirken!

Der Baumniederholer hat verschiedene Funktionen:

  • Während Vorwindkursen soll er verhindern, daß der Großbaum nach oben steigt und das Großsegel unkontrollierbar wird.
  • Kontrolle des Twistes im Achterliek (Unter Twist versteht man die Bewegung des Achterlieks).

Der Baumniederholer wirkt auf das Rigg. Im Gegensatz zur Cunningham rollt sich das Tuch wieder ein, da der Zug im Rigg und nicht im Segel wirkt. Das bedeutet: Nimmt man den Baumniderholer dicht, klappt das Großsegel hinten ein. Das kann man aber nur ab einer bestimmten Windstärke ausnutzen. Meist fängt man an den Baumniederholer zu fahren, wenn der Vorschoter auf den Schwertkasten kommt. Ansonsten bremst ein geschlossenes Achterliek.

Großschotzug

Der Großschotzug hat verschiedene Wirkungen:

  • Das Segel wird dichtgenommen.
  • Durch den Schotzug erreicht man aber auch, daß die Kraft quer durchs Segel geht und so das Masttop gebogen wird.
  • Eine oft unterschätzte Wirkung stellt sich bei wenig Wind ein. Durch einen zu starken Schotzug wird das Achterliek eingerollt, d. h. es schließt. Bei wenig Wind ist das aber nicht erwünscht. Deshalb muß man den Schotzug bei wenig Wind sehr feinfühlig handhaben.

Cunningham Fock

Das Fockcunningham hat eine ähnliche Funktion wie das Großcunningham.

  • Strecken des Vorlieks, damit gleichzeitige Kontrolle der Anströmfläche.
  • Einfluß auf die Achterliek der Fock

Deshalb sollte man bei wenig Wind die die Fockcunningham nie vergessen, also nie zu lose oder zu fest fahren. Eine zu lose Einstellung ermöglicht der Fock leichter im hinteren und oberen Drittel einzufallen, eine zu feste Einstellung zerstört die Anströmfläche. Jeder kennt sicherlich die dann entstehenden typischen Längsstreifen. Je nach Fock ist dieser Effekt mehr oder weniger stark festzustellen.

Fockschotzug

Durch den Fockschotzug kann ich die Fock fast komplett verstellen. Hauptsächlich wird damit das Profil kontroliert. Ziel muß es sein, den aus der Fock ins Großsegel strömenden Wind zu optimieren.

Die Fock ist für die Höhe am Wind verantwortlich. Bei wenig Wind wird die Fock etwas offener gefahren. Damit wird die Fock etwas bauchiger und das Boot springt schneller an. Hat das Boot Fahrt aufgenommen, so kann man die Fock wieder dicht nehmen. Bei mehr Wind wird ein flacheres Segel gefahren. Ziel ist es, den stärkeren Wind in mehr Höhe am Wind umzusetzen.

Fockholepunkte

Durch die Position des Umlenkpunktes der Fockschot kontrolliert man die Tiefe des Bauches der Fock. Man spricht auch von der Profiltiefe. Je mehr Wind ist, desto flacher sollte die Fock sein, desto weiter hinten sollte der Holepunkt gefahren werden. In der Praxis macht das aber maximal zwei Löcher (bei Lochschinen) oder 3 cm (bei Rutschern) aus.

Die Fock reagiert bei wenig Wind noch sensibler auf falsche Bedienung als das Großsegel, auch wenn sich die falsche Bedienung nicht so extrem auswirkt. Ganz wichtig ist es, das Achterliek so zu trimmen, dass es nicht einfällt. Das gelingt in einem optimalen Zusammenspiel zwischen Schotzug, Holepunktstellung und Cunninghameinsatz.

Die optimale Stellung der Fock wird durch zwei optische Anzeigen verdeutlicht:

  • Im Achterliek sollte ein Fähnchen angebracht sein. Es weht bei optimaler Stellung immer aus. Weht es nicht aus und das Achterliek fällt ein, sollte man etwas tun.
  • Der optische Eindruck der Fock am Vorliek.

Hier kommt es sehr stark auf die Erfahrung des Steuermannes an. Helfen tun hier auch Fähnchen, die nicht nur für die optimale Höhe des Schiffes genutzt werden, sondern auch das Profil mitkontrollieren. Die Cunningham sollte genutzt werden, die sogenannte Anströmfläche der Fock optimal zu gestalten.

Ganz wichtig:

Jede Crew hat ihre eigene Arbeitsaufteilung! Die Anmerkungen von mir, wer was tun kann, sind deshalb nur subjektiv. Je nach Gewohnheit werden verschiedene Wege genutzt, das Schiff zu trimmen. Dabei werden die verschiedenen Elemente verschieden eingesetzt. Letztendlich zählt nur das Ergebnis: Ein schnelles Schiff!

© Harald Werth