(Anmerkung der Autoren: Um unsere dieses Jahr anscheinend selbsternannten Berichtschreiber Rex/Rico etwas zu entlasten, kommt der Bericht dieses Mal von dem zweitplatzierten Team Phoenix)

Wann gewinnt ein Segler im Lotto? Und wie sieht der entsprechende Lottogewinn aus? Wahrscheinlich für jeden etwas anders. Die einen träumen vom dicken Dickschiff in karibisch blauen Wassern, die anderen von allen Ausbauteilen in Kohlefaser, die man irgendwie an den Piraten schrauben kann. Wir persönlich sehen das etwas anders. Piraten Regatta, Sonne satt, über 24 Grad und einen schönen Wind, um zu zweit auf der Kante zu sitzen, den sogenannten „Doppelsitzer“. Und das am besten noch in unseren Gefilden ohne eine 16-stündige Autofahrt auf sich zu nehmen. Wer den Bericht vom letzten Jahr gelesen hat, weiß eigentlich relativ genau, was bei diesem Event auf ihn zu kommt. Umso größer der Jubel und die Freude, als wir auf den Hof der Jugendherberge in Borgwedel fuhren, nachdem wir uns durch eine Gruppe vollkommen identisch aussehender Handballerinnen gearbeitet hatten. Sonne, 23 Grad und definitiv genug Wind. Ein seglerischer Lottogewinn. Und das am Schleiweekend – ist es zu glauben?

Dazu bombastische Meldezahlen von 23 Booten und das nicht nur aufgrund der Öffnung der Regatta für Senioren. Unsere „Azubis“ aus dem SVWS glänzten mit Anwesenheit und auch aus Berlin und von der Westküste tauchten neue, junge Gesichter auf. Dazu altbekannte Vertreter wie Team Steffenhagen/Edinger, Maria und Leon, der Bootsbauer ihres Vertrauens, sowie Franz Dieter und Yoram mit ihrem neuen Spielzeug. Auch Rex und Rico konnten wir in Schwerin dazu überreden mal die Füße in die Schlei zu halten. Fypsi hatte sich für die Gegenveranstaltung am Rursee entschieden und so war die Favoritenrolle dieses Jahr vakant. Wir hätten uns ja geärgert, wenn wir extra aus Hamburg 1000km für einmal Slippen gefahren wären. Nachdem wir Samstagmorgen bei der Anmeldung im Wettfahrtbüro unterstützt hatten, ging es nach der Steuerleutebesprechung gegen 12 Uhr aufs Wasser. Wir waren mit Sonnencreme, genügend Wasser und guter Laune bewaffnet. Der Wind war noch etwas böig und garstig, blieb aber unter 20kn und sollte im Laufe des Tages abnehmen. Etwas Schleiweekend Feeling musste erhalten bleiben.

Im ersten Start waren wir sehr proaktiv am Startschiff unterwegs, was zu einer internen Diskussion über einen Frühstart führte. Vor allem nachdem der Einzelrückruf am Startschiff gesichtet wurde. Wir entschieden auf Nummer sicher zu gehen und wieder einzutauchen, nur um später zu erfahren, dass wir nicht die Schuldigen waren. Naja – better safe than sorry. Mit der Sonne im Gesicht fuhren wir unsere Kreuzen auf die rechte Seite, obwohl die linke Seite immer schneller und besser aussah, nur um dann an der Luvtonne zu unserem eigenen Unverständnis gut rauszukommen. Versteh einer die Kompasszahlen. Das erste Rennen gewannen Michi und Jannik souverän, dicht gefolgt von Pumba/Timon und Maria/Leon. Wir kamen durch unseren vermeintlichen Frühstart auf Platz vier raus.

Der Wind nahm in Laufe des Tages immer weiter ab und es stellten sich richtige Lottobedingungen ein. Es war einfach nur herrlich. Nach drei Rennen zogen wir die salzigen Schiffe aus dem Wasser. Auch die Teeny Kinder lernten, dass es den Ablauf deutlich vereinfacht, wenn man am Ende der Rolltreppe/Sliprampe nicht einfach stehen bleibt. Das Wetter wurde ausgenutzt und noch ausgiebig gebadet mit dem ein oder anderen Kaltgetränk in der Hand. Ein Hoch darauf, wenn man ein „Mutterschiff“ mit funktionierendem Kühlschrank im Hafen nebenan liegen hat. Danke Svenja und Max. Abends fuhr die Jugendherberge trotz Personalmangel ein ordentliches Grillbüfett auf, das dieses Jahr besonders zu loben war. Man sah auch noch am nächsten Tag Segler mit einem Bottich voll gegrillter Maiskolben umherlaufen. Danach wurde eine Reisegruppe gebildet, um die X-79 von Lenjas Vater zu besichtigen, der zu Besuch aus Kappeln gekommen war und in der Schrader Marina lag. Dort wurde noch etwas Flüssigbrot verhaftet und Fachsimpelei unter X-79 Seglern ausgetauscht.

Nächsten Morgen war die Schlei ein Spiegel. Auf jeden Fall ein seltener Anblick. Start war für 10 Uhr angesetzt, weil gegen Mittag sich die obligatorische Gewitterfront angekündigt hatte. Gestartet wurde pünktlich, auch wenn der ein oder andere die Startlinie gerade noch zum Startsignal erreichte. Wind war leicht anwesend und hatte sich zum Vortag um 180 Grad gedreht. Das erste Rennen lief fluffig durch. Pumba und Timon hatten ihren Turbo gefunden, während Rex/Rico und wir uns um den zweiten Platz kabbelten.

Im letzten Rennen fuhren die, die im Rennen zuvor verstanden hatten, dass die linke Seite heute funktionierte, natürlich auch dorthin. Nur um dann festzustellen, dass sich rechts deutlich mehr Wind und damit mehr Speed abzeichnete. Dies krempelte das Feld von vorne nach hinten um. Die meisten Crews, die auf der Kreuz den richtigen Riecher hatten, konnten ihren Vorsprung gut bis ins Ziel halten. Was lernen wir daraus? Auch ein junges Huhn findet durchaus mal ein Korn. Hut ab !

Pünktlich zur Siegerehrung begann der Regen, den wir das Wochenende wirklich nicht vermisst hatten. Nach einer kleinen Tombola, wo es Verklicker, Poliermittel und Watte sowie die obligatorische „Trinkpütz“ zu gewinnen gab, ging es mit der Siegerehrung weiter. Nachdem sie es acht Jahre stetig und ehrgeizig versucht haben, hat sich für Team Black Pearl ein Traum erfüllt. Sie haben das Schleiweekend gewonnen. Herzlichen Glückwunsch. Nächstes Jahr wird man sie dann wohl am Start nur noch auf dem Startschiff und nicht mehr zwischen Pirat und Wettfahrtbüro hin und her pendeln sehen.

Wir freuen uns über Platz zwei und gratulieren Rex und Rico zum dritten Platz, der dieses Jahr wohl eine besondere Anziehungskraft auf die beiden auswirkt.

Diese Stelle wird wieder genutzt, um einen Riesendank an das Wettfahrtleiterteam und alle Helfer auszusprechen. Ohne sie hätte die „Sommerregatta“ dieses Jahr nicht stattfinden können und sicherlich auch nicht so viel Spaß gemacht. Sowohl an Land als auch auf dem Wasser. Also wenn ihr auch mal Lust habt, euch zu fühlen, als hättet ihr im Lotto gewonnen, dann kommt doch einfach zum Schleiweekend. Gutes Wetter für nächstes Jahr ist bestellt.

Mia Sophie Aldag, Lenja Burchard

Fotos: Paul Naber (PSB24), Maria Röttger