P1040198cDann ist er reif für den traditionellen Akt. Neptun beginnt die Seetauglichkeitsprüfung. Die Frage nach der Segelfläche seines Schiffes kennt natürlich der Kandidat. Dann sollte er ein bekanntes Seemannslied singen. Na, ja! Seine stimmliche Kompetenz reichte wohl den Juroren, wenngleich ich sagen muss, für die Rolle des Holländers in Wagners Oper reichte das nicht, allenfalls für den Matrosen-Chor. Die Frage, was ein „Parlay“ sei, konnte er nicht beantworten.  Da zog Neptun schon leicht indigniert die Augenbrauen hoch und ging zur letzten Aufgabe über: Er sollte zwei Ferrero  Küsschen aus einer Schale mit Sahne holen, ohne die Hände zu benutzen. Das klappte nicht auf Anhieb, aber nicht jeder kann so galant sein wie der Rote Korsar. Das war’s dann. Zum Abschluss sollte er ein kleines Glas mit einem traditionsreichen, seemännischen Getränk nach den Riten des TSC leeren. Beim Gurgeln des „Nordmann“ verhaspelte er sich, was ihm wohl peinlich war.

P1040202cDoch trotz der kleinen Unzulänglichkeiten – nobody is perfekt – hat Kalle das Examen bestanden und von Neptun die Seetüchtigkeit bescheinigt bekommen, um jetzt seinem Piraten den siegträchtigen Namen „Route 66“ zu geben. Doch halt, das durfte er, wie bereits gesagt, natürlich nicht selbst. Dazu ist ja extra die Jungfrau oder junge Frau, Nadine mit Namen, gekommen. Gekonnt und mit einer gewissen Art von Gracie öffnete sie die Pulle Sekt – denn das Zerschmettern  am Kunststoffrumpf einer Rennjollen verbietet sich von selbst – schwenkte langsam den Flaschenhals über den blumengeschmückten Bug bis zum eigenen Hals und genoss, was nicht vergossen war. Fürwahr, hier ist wieder die Pragmatik der Piraten erkennbar. Und dann kam doch noch Rasmus zu Wort: Während der stolze Eigner (und auch seine ebenso stolze Miteignerin)  die Glückwünsche  und Geschenke der Taufzeugen und Schaulustigen entgegennahm, tobt sich Rasmus über dem See aus.  Es rahmte und heulte ganz ordentlich, so dass die Probefahrt  mit den Beteiligten und Gästen ausfallen muss. Dennoch, es war ein bewegender Spätvormittag und ein gutes Omen für eine erfolgreiche Regattaära.

Verfasser: Peter Reckmann, Bilder: Benn Sudhoff