Zügen genossen werden, denn: geschlafen wird auf der MS Eureka 1, einem Passagierschiff, dessen mittleres Deck an Pfingsten in ein Schlaflager verwandelt wird. Bequemerweise reist die Eureka von Etappe zu Etappe mit, so dass man sich auch um Gepäck und Verpflegung keine Gedanken machen muss, und auch sonst löst die holländische Crew um Kapitän Edwin fast jedes Problem („Der Steg ist zu niedrig? Wir heben die Segler einfach aufs Schiff, bis unsere Treppe aus Paletten fertig ist!“).Nach der ersten Nacht auf der Eureka 1 (die Eureka 5, die uns den vorherigen Jahren begleitete, ist nicht mehr im Dienst) und fröhlichem Weck-Service mit holländischem Schlager-Liedgut konnten wir Samstagmorgen nach einer ausgiebigen Steuermannsbesprechung pünktlich mit der ersten Wettfahrt von Köln-Porz bis Leverkusen-Hitdorf (ca. 27 km) beginnen. Hierbei ist es immer wieder etwas Besonderes, wenn man aus der Hafeneinfahrt fährt und zum ersten Mal den Strom (Fließgeschwindigkeit von etwa 7-8 km/h) merkt. Auf dieser ersten Etappe vorbei an Köln mit dem Dom und Leverkusen mit den Bayerwerken konnten sich Bollo und Kerstin von Anfang an absetzen und somit ihren ersten Sieg einfahren. Bei sehr böigem und drehendem Wind konnten wir die Aussicht auf die Sehenswürdigkeiten leider nur bedingt genießen und merkten schnell: Dieses Wochenende wird keine erholsame Flusskreuzfahrt. Nach der Mittagspause ging es nachmittags weiter nach Düsseldorf – mit ca. 42 km die längste Etappe der Rheinwoche. Im Vergleich zum Vormittag zeigte der Wind sich leider nicht von einer besseren Seite, an Böen und Drehern hat es bei dieser Rheinwoche nicht gemangelt. Hier hatten wir zunächst mehr Erfolg und führten das Feld recht schnell an. Leider mussten wir uns aber kurz vor Düsseldorf – gefühlt bei Kilomenter 41,9 – doch noch Bollo und Kerstin und den Mandel-Geschwistern geschlagen geben. Warum wir am Ende doch den Wanderpreis „2. Pirat in Düsseldorf“ mit nach Hause nehmen durften, verstehen wohl nur eingefleischte Rheinwochen-Segler.
Wer aber denkt, das war jetzt auch genug Abenteuer für den ersten Tag, dem sei gesagt: Jetzt geht es eigentlich erst los. Nachdem alle Segelschiffe im Paradieshafen von Lörick festgemacht hatten, sollte sich zuletzt noch die Eureka in den Hafen legen und diesen wie ein Korken verschließen. Leider wurde dieser Plan wohl ohne einen der lokalen Vereine gemacht. Nach langem Hin und Her wurde dem Begleitschiff untersagt, im Hafen festzumachen. Nicht nur, dass nun ein neuer Liegeplatz gesucht werden musste, zu allem Überfluss hatte sich durch die Aktion auch noch ein Tampen in der Schraube des Schiffs verfangen. Zum Glück stand ein paar Hundert Meter (oder wie viele es dann auch immer waren) flussabwärts ein Steiger im Strom zur Verfügung, an dem die Eureka festmachen konnte. Nach ca. drei Stunden des Wartens und diverser Tauschgeschäfte unter Seglern, um uns vor dem Verhungern und Verdursten zu bewahren, konnten wir schließlich über das geschlossene Tor eines Steigers doch auf das Begleitschiff zu unseren Habseligkeiten klettern. Die immer noch „gefangenen“ Tagestouristen – mit Verlauf waren diese dem Regattasegleralter knapp entwachsen – begrüßten uns sehr herzlich, aber besorgt, wie sie denn wohl die Eureka verlassen sollten. Die obligatorische, alltägliche Siegerehrung musste an diesem Abend etwas kürzer und ohne Preise ausfallen, denn die befanden sich auch noch auf der Eureka. Da es insgesamt recht kalt war, den meisten Seglern die langen und anstrengenden Wettfahrten vom Tag in den Knochen steckten und der Gang zum Nachtlager noch recht weit war, verabschiedeten sich die meisten auch schnell nach der Siegerehrung in die Koje. Die Nacht auf dem Begleitschiff war leider auch eher unruhig, da ja Strom und Wind an dem Schiff zerrten und zudem die Taucher damit beschäftigt waren, die Schraube vom Tampen zu befreien und so die Weiterfahrt am nächsten Tag zu sichern. Der nächste und zweite Wettfahrttag sollte uns dann noch mehr Wind und Abenteuer bescheren. Die morgendliche Etappe von Düsseldorf nach Duisburg (ca. 32 km) hatte es zwischenzeitlich ganz schön in sich, sodass es auch den ersten Mastbruch der diesjährigen Rheinwoche zu beklagen gab. Bei den Piraten konnten sich erneut Bollo und Kerstin absetzen, wir konnten zusammen mit einer neuen Gewitterfront inkl. Hagel als Zweite in Ziel gehen. Der Nachmittag wurde noch windiger, sodass sich von den insgesamt zehn Piraten nur noch fünf auf die Etappe nach Wesel (ca. 35 km) wagten. Darunter auch Christoph und Miriam auf einem alten Holzpiraten (mit Holzmast!) – eine Leistung, die auf alle Fälle gewürdigt werden muss. Für uns hat es an diesem Nachmittag nur für einen 4. Platz gereicht, aber nach einer dreistündigen Kreuz mit Dauerhängen waren wir einfach froh, in Wesel angekommen zu sein. O-Ton, nachdem wir überholt worden sind: „Andrea, man sah doch, dass da weniger Wind war!“ – „Ja, genau!“. Bollo und Kerstin konnten den Lauf wieder für sich entscheiden. Die Mandel-Geschwister schafften es gerade noch als Zweite durchs Ziel, bevor sich ihre Ruderanlage verabschiedete. Am Abend gab es – wie für den Halt in Wesel üblich – Live-Musik und die Siegerehrung für den Tag. Am letzten Tag meinte der Wind es etwas gütiger mit uns, wir konnten unsere müden Knochen schonen. Leider erreichten wir hier nur als Dritte nach ca. 27 Kilometern Rees und mussten den zweiten Platz in der Gesamtwertung den Mandel-Geschwistern überlassen, Sieger der diesjährigen Rheinwoche bei den Piraten wurden Bollo und Kerstin. Wanderpreise und Bierfässer von einem Sponsor aus der Kölner Gegend (und für uns Damen auch einen Kasten Fassbrause ;)) gab es trotzdem für alle drei topplatzierten Piraten. Auch zur Rheinwoche 2016 kann man mal wieder festhalten: Es war ein Abenteuer und eine Regatta der ganz anderen Art, die so mit keiner anderen zu vergleichen ist. Auch Rheinwochen-Neulinge bestätigen: So viel Abwechslung gibt es sonst nicht, und auch landschaftlich ist die Regatta sehr reizvoll. Und auch wenn wir uns nach mehreren Stunden hängen insgeheim vorgenommen haben, die Rheinwoche einmal auf einem Kielschiff zu
segeln, spätestens die Schlange beim Kranen hat uns gezeigt, dass wir im nächsten Jahr wieder auf dem Piraten dabei sein werden! Wir würden uns sehr freuen, wenn sich für die Rheinwoche von Koblenz nach Porz in 2017 mehr Piratensegler für unser Abenteuer finden!

Andrea & Beate (G-3965 Sister Act)