Das Dümmerfinale ist die letzten beiden Jahre bei uns teamintern schön positiv konnotiert gewesen. Irgendwie hat dann doch immer alles gepasst. Trotz Sturm, kalt, Niedrigwasser, Bruch und Congern wurde im Oktober die Rangliste noch einmal aufgehübscht. Außerdem gibt der Wanderpreis einen dekorativen Türstopper her. Deshalb waren fürs Dümmerfinale 24 schon Ansprüche vorhanden, jedoch konnten wir uns genauso auf den bisherigen Lorbeeren ausruhen.
Also Anreise Samstagmorgen. 09:15 Uhr bei der SVH. Alles pennt noch, nur das leise Summen der Standheizungen unterbricht die neblige Stille. Es ist so nebelig, dass wir nur wenige Indizien haben, um Tess zu überzeugen, dass es hier wirklich einen See gibt und wir nicht einfach zu irgendeiner Wiese in Niedersachsen gefahren sind. Hilft ja nichts. Boote abladen, aufbauen, immer wieder Hände wärmen. Die ehemaligen ABC-Azubis beim Aufbauen beobachten. Profitipp: „Vor dem Großsegel setzen, dass Großsegel anschlagen.“ Das Großfall kann man aber auch mit einem Spinnakerbaum und einer Leiter in luftiger Höhe angeln.
Allmählich erheben sich Piraten, Conger, Vaurien und FJ. Ist das voll hier. Pünktlich gibt’s eine schnelle Steuerleutsbesprechung von Gote und AP geht hoch.
Im warmen Clubhaus werden unermüdlich Karten gespielt. Langsam wird der See inklusive Flaute sichtbar. Blick auf Windy, Blick auf den See, Karte legen, wieder auf den See, Karte legen, Wettfahrtleitung suchen, sitzt noch in der Sonne, soweit kein Stress in Sicht, Karte legen.
Eine leichte Brise zeigt sich als Windfleck und wird größer. Abfahrt. Warm einpacken, Yacht in den Teich und ab zum Start. Wind hmm mit Böen bis naja. Trotzdem die richtige Entscheidung den Start zu probieren. Der erste Start geht piratig stark daneben und wir werden zu Recht zurückgepfiffen. Die Kommunikation bei uns an Bord beschränkt sich währenddessen auf: „Dreht nach rechts“. „Jo, dreht“. „Dreht noch weiter nach rechts“. Der nächste Startversuch unter U gelingt, der Wind dreht weiter nach rechts und wird weniger. Dreimal tröten und November geht hoch. Alles wieder ab in den Hafen.
Das Abendessen bei der SVH gilt zurecht als legendär. Entsprechend lang ist die Schlange, die geschickterweise an der Theke vorbeiführt. Aber keine Angst: Sogar eine dritte pasta-tastische Buffetrunde war drin. Noch ein bisschen Doppelkopf, aber dann früh in den Kühlschrank-Caddy. Start Sonntag 09:30 Uhr, vier Wettfahrten.
Und genau das passiert. Bei vernünftigem Wind und klarem Himmel mit entsprechend Oktobersonne ging um fünf vor halb zehn die orange Flagge hoch. Der Kurs sah im Vergleich zu den vom Dümmer bekannten Kursen eher nach Manöverdreieck aus.
Erster Start: Erstaunlich gut rausgekommen. Auf der Bahn hats 30 Grad Winddreher. Und da sind wir schon auf der Layline, der Kurs ist wirklich nicht groß. An der Luvtonne hinter Rex, Svenja und Andi einreihen. Dann wird harte Arbeit belohnt: Wir ziehen vorbei bis auf Platz zwei hinter Svenja. An Luvtonne drei haben wir den ersten, zum Glück glimpflichen Conger-Kontakt, wir gehen aufs Dreieck. Nun als zweiter an der Leetonne…, aber Conger. Einer kommt vom Downwinder mit Innenraum, rundet die Tonne mit optimaler Lücke für drei weitere Conger und vier Piraten. Viel Geschrei, panische Conger – einer steht mit flatternden Segeln im Wind, Henny wird zum Opti-Trainer. GER4439 auf Platz 5 mit mieser Krise in Niedersachsen.
Ein bisschen Aufregen, ein bisschen Lachen und zack: Orange wieder oben. Der nächste Start gelingt uns gut. Teaminterne Trigonometrie ergibt wohl erster an der Luvtonne. Die Datenlage bestätigt das. Wir setzten uns mit einem schönen Abstand auf dem Dreieck vom Feld ab. „Jetzt einfach zwischen Feld und Tonne bleiben.“ – Motto der zweiten Kreuz. Linksdreher, huch, da kommt Basti erstaunlich nah. Rechtsdreher, da kommt Merle schon wieder ran und wieso hat der Schlag von Müldners über rechts funktioniert? An Bord von 4439 wird sich jetzt wieder konzentriert. Trotzdem ist der Blick aufm Spigang nach hinten immer wieder schön. Beim Zieldurchgang gratuliert uns das Zielschiff. Wir freuen uns, schauen wir mal was wird.
Es gibt ausnahmsweise keine Printen, wir futtern Spekulatius. Lauf drei im Anschluss kam mit etwas mehr Wind daher. Also Henny nach Luv, Fypsi unter die Ausreitgurte. Die Startkreuz erforderte lediglich zwei Wenden. Wir durften leider nicht vorne Mitspielen und mussten uns mit viel Mühe einen erneuten 5. Platz zusammensegeln. Kurze Anbordrechnung: Butze und Svenja können wir nicht mehr kriegen, Andi und Martin wird knapp. Es schaut jetzt schon viel nach Berichtschreiben aus.
Vierter Lauf: Wir sind absolut begeistert. Wir haben den Start am Schiff komplett gewonnen. Das hats so auch noch nie gegeben. Der folgende Dreher holt uns dann zurück auf den Boden der Tatsachen. Gerade so mit hängen und würgen Lukas als 15. an der Luvtonne unterwenden. „Kriegst du die Tonne?“ – Wir haben in dem Lauf dreimal die Tonne gekriegt. Es lag dreimal keinerlei Strömung mehr an der Fock an… Also wieder vorarbeiten. Bei mehr und böigem Wind wird das Segeln immer anstrengender. Hier Vaurien ausweichen, da Conger mit aufs Dreieck nehmen. Einmal Kai voll vor die Karre fahren. Die Alternative zwei Conger um Raum zum Wenden zu ersuchen, schien uns allen nicht sinnvoller.
Auf dem letzten, von uns so wenig geliebten, Dreieck setzte eine Privatböe ein. Zweimal feste am Spi ziehen und auf die Welle setzten brachte noch einmal drei Boote. Guter Saisonausklang. Im Ziel dann wieder fünfter.
Boote eintuppern und eine Flotte Siegerehrung hinterher. Vor uns reihen sich Andi und Martin als Zweite ein. Svenja und Butze gewinne das letzte?!? Dümmerfinale und den Türstopper verdient. Wir ziehen unsere blauen Kappen.
Vielen Dank an die Helfer der SVH für die, wie immer makellose Orga, an die Küche für ein hammermäßiges Dinner und natürlich an TG und sein Team, deren Kurse, wenn auch zu dreieckig für unseren Geschmack, immer perfetto liegen.
Ob Frühling, Sommer, Herbst und naja, wir kommen halt einfach gern zum Dümmer.
Bis nächstes Jahr, wir holen uns den Türstopper zurück.
GER4439 Fypsi & Henny