Viele von Euch kennen ja die Flotte vom Schwielochsee und ihre sieben Schiffe. Kurz vor der Schwielochsee Pokalregatta strahlte da plötzlich ein völlig unbekanntes und so glänzendes Schiff im Schuppen und erregte die Neugier. Zu unserer Überraschung hat die langjährige Überredung bei Ulrich Vater scheinbar Früchte getragen. Als sportliches Familienboot gedacht wurde die „Queen Irene“ eine Woche vorher getauft. Ulis Sohn Hannes wird die 4460 vornehmlich steuern, aber ich denke wir werden unseren früheren Leistungssportsegler auch mal an der Pinne erleben dürfen. Da Uli eigentlich Starboot segelt, sollten wir vielleicht noch mal darauf hinweisen, dass der Pirat auch eine Zweimannbootsklasse ist (siehe Foto).

Zur vorjährigen Schwielochsee Pokalregatta 2013 hatten alle Segler traumhafte Bedingungen und es war ein wirkliches Kaiserwetter. (Ein Blick in die Bildergalerie vom letzten Jahr frischt die Erinnerungen noch mal auf.) Die Vorhersagen für dieses Jahr waren da etwas bescheidener: Wenig Wind und Sonntag auch noch Landregen. Gut, dieser Sommer war eh kein Bilderbuchsommer und es sah so aus, als ob die meisten Gesichter auch nicht ganz so sonnenverwöhnt waren, wie in den letzten Jahren. Zur Anreise am Freitag gab es schon mal einen Vorgeschmack auf das Wochenende. Während die meisten Gäste noch im Berliner Autobahnstau steckten und verzweifelten, verspannte Bernd Anderssohn mit Helfern drei Starbootsegel von Uli über der Vereinsterrasse im strömenden Regen. Als sie fertig waren, war der Regen vorbei. Aber dieses schöne Segeldach sollte später noch seinen guten Dienst erweisen. Die Wettervorhersage verursachte bei den Veranstaltern und den Seglern so leichte Bauchschmerzen. Am Samstag sollte es nur ganz wenig Wind geben. Aber das schöne an der Wettervorhersage ist, dass sie dann doch nicht immer stimmt. So war am Samstag ausreichend Wind zum Segeln vorhanden und wer aus Frühherbststimmung heraus die Sonnencreme weggelassen hat, dem sah man das abends deutlich an. Untypisch für diese Leichtwindbedingungen am Schwielochsee war dieses Jahr die Konstanz der Windrichtung. Langjährige Gäste wissen, dass es am Schwielochsee auch mal mehr Glück bedarf um konsequent vorne zu segeln. Somit konnten am Samstag bei guten Windbedingungen um zwei Bft. drei Wettfahrten gesegelt werden. Der Schreiberling auf Beil 4400, letztes Jahr noch mit Sarah, in besonderen Umständen, am Start, lieh sich den Starschotten (nicht Starbootschotten!) und Bruder Thomas aus und begann die Saison. Ein bisschen spät ich weiß. Als Belohnung für lange Warten gelang uns beiden der Sieg in der ersten Wettfahrt, dicht gefolgt von Lupo/Bernd auf Beil 4248 und den späteren Siegern Volkmar und Anja Keine auf Beil 4168. Zur zweiten Wettfahrt herrschten vergleichbare Bedingungen. Thomas und ich konnten mit Freude im Herzen die „Bootschaft“ laufen lassen und hatten einen sehr beruhigenden Vorsprung bis kurz vor dem Ziel. Da schlief der Wind dann etwas ein und es wurde doch noch kribbelig. Wir vor Volkmar/Anja und in scheinbar ausreichender Entfernung Tim/Jens auf Beil 4352. Tim wollte es wissen und fuhr mal so richtig nach links raus (Motto: Hop oder Top) und irgendwie nahm er dort draußen Schwung auf. Ich sagte noch zu Thomas, sieh mal wie Tim dort lossegelt, aber wir haben ausreichend Vorsprung, kein Grund zu Sorge. Ich schaute nach vorne und Thomas zu Tim/Jens. Irgendwie wurde Thomas immer unruhiger. Als Volkmar lautstark allen mitteilte, dass ihm das nicht so richtig gefällt wie Tim/Jens an ihnen vorbeirauschten ahnte ich es bereits. Im Ziel war es dann besiegelt. Tim/Jens auf eins, wir dahinter, Volkmar/Anja auf drei. Jaja, Segeln ist doch so schön. Beim Start zur dritten Wettfahrt musste ich feststellen, dass Marko und Thomas andere nonverbale Gesten nutzen als Garri und ich. Thomas wollte mir signalisieren gib Gas und ich verstand wir sind schon drüber und fuhr von der Linie weg. Somit ging der Start in die Hose und aus dem Rennen wurde auch keine Freude mehr. Lupo/Bernd wollten jetzt auch mal ganz vorne segeln, da wo der Wind so frisch und die Aussicht so gut ist. Sie segelten souverän auf eins und Jochen/Scheibi auf Beil 4374 folgten ihnen auf zwei. Dritter wurden Volkmar/Anja. Somit standen abends auf der Ergebnisliste Lupo/Bernd ganz oben, punktgleich mit Volkmar/Anja dahinter. Wir waren auf dem Dritten mit einem Punkt Abstand.

Aus einer Sponsorenveranstaltung aus dem letzten Jahr heraus resultierte der Besuch des  mehrfachen Weltmeisters und dreifachen Olympiamedaillengewinners im Bahnradsport Maximilian Levy vom RSC Cottbus. Er wurde auf dem Schlauchboot von unserem erfolgreichen Piratensegler und Trainer Marko Anderssohn in die Geheimnisse des Regattasegelns eingeweiht. Erstaunt von der geforderten langen Konzentrationsleistung und Wettkampfdauer sowie über die Beherrschung der Sportgeräte im dichten Getümmel an Start und Bahnmarken verließ er sichtlich beeindruckt am Ende des Wettkampftages den Schwielochsee. Vielleicht hat es Maximilian Levy so gut gefallen, dass er nach dem Hochleistungssport mal übers Segeln nachdenkt, da muss man nicht immer so strampeln und kann es auch mal laufen lassen. Die Schwielochsee Pokalregatta war sicher eine gute Werbung für den Segelsport.

Nach dem Segeln ist vor dem Feiern! Boote an Land gezogen, geduscht, hübsch gemacht, gegessen und dann mit Freude den zweiten Teil des Tages genießen. Die „Bühne“ dafür war hergerichtet, dass Bier frisch gezapft aus unserer Holzpiratenbar, der DJ eingetroffen und die große Seglerfamilie Berlin/Brandenburg/Sachsen war gemütlich beisammen. Es scheint so, dass der Schwielochsee eine gewisse Anziehungskraft besitzt und die Segler selbst nach vielen Jahren wiederkehren. Ein diesjähriger teilnehmender Magdeburger Piratensegler war bereits vor 41 Jahren schon als kleiner Optisegler zu seiner ersten Schwielochsee Pokalregatta zu Gast! So kommt es vor, dass man altbekannte Gesichter wiedererkennt und darüber nachdenkt, wer das noch mal war. Bei einem Gespräch ist dies schnell geklärt und schon schwelgt man in den alten Erinnerungen. Natürlich wurde auch das Geschehen auf dem Wasser intensiv ausgewertet und es wurde trefflich über Können und Glück philosophiert. Die Ergebnisse standen schwarz auf weiß an der Ergebnistafel und es wurde eifrig gerechnet und taktische Pläne für Sonntag geschmiedet. Die Fotographen hatten die Bilder vom Wasser aufbereitet und die Schar an Seglern während der Präsentation zeigte wie groß das Interesse an solch schönen Bildern ist. Ganz jung, Jung und Reif tanzten anschließend im Bootsschuppen die Muskeln locker und der Abend nahm einen schönen Verlauf.

Am Sonntag sollte die Wettervorhersage leider Recht behalten und der Regen kam pünktlich zum Frühstück und blieb bis zur Siegerehrung. Irgendwie war das schon gefühlter Herbst: kühl und nass. Das improvisierte Vordach aus den Starbootsegeln bot nun reichlich Unterschlupf. Zwischen den ersten Drei Platzierten vom Vortag ging es auf dem Wasser ums Ganze, aber auch Tim/Jens hatten Kontakt zum Podest. Etwas Wind zum Segeln gab es auch, aber doch eher drehend und strichweise. Bei Startverschiebung und Dauerregen hieß es warten und Wind und See „lesen“. Thomas und ich hatten unseren Plan über rechts festgezurrt bis Marko mit dem Motorboot nochmal kurz vor dem Start zu uns kam und meinte heute geht es nur über links, die Laser machen es gerade vor. Wir hatten das gleiche Laserfeld beobachtet und waren davon nicht so recht überzeugt. So begannen wir zu grübeln, denn Marko hat ja doch oft Recht und segelt in der Regel sonst weit vor mir. Sollte ich seine Einschätzung ignorieren und an unserem Plan fest halten? Ja das wäre besser gewesen. Denn wir fuhren nun über links und wer fuhr satt über Rechtsaußen und ging als erster um die Eins? Volkmar und Anja. Lupo/Bernd und Thomas/ich fanden uns am Ende des Feldes wieder. Marko kommentierte anschließend das Geschehen auf dem Wasser wie folgt: Ja heute herrschten wechselnde Bedingungen. Daher Gratulation den Gewinnern Volkmar und Anja Kiene von der Seglergemeinschaft Schwielochsee. Sie waren die Einzigen die in allen Wettfahrten immer untern den ersten drei waren. Glückwunsch auch an Lupo/Bernd für den zweiten Platz.

Anschließend begann im SCS das große Aufräumen, Wegräumen, Abbauen und Putzen und da war sie dann diese eingangs erwähnte Stille. Die segelnden Gäste waren abgereist und irgendwie fehlte etwas. Im diesem Sinne: Kommt nächstes Jahr wieder, denn der SCS und seine Mitglieder freuen sich auf Euch! Wir wünschen Euch noch schöne Herbstregatten und kommt gut über den Winter.

Jan und Thomas Anderssohn auf Beil 4400

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